Editions, multiples, prints and so on: a glossary
Detailed glossary on printing techniques provided by London Original Print Fair
Glossar
Editionen
Kunstwerke in Auflage, heute spricht man von Editionen, machen die Arbeiten bekannter Künstler*innen erschwinglich. Schon Albrecht Dürer vertrieb seine Holz- und Kupferstiche mit großem Erfolg europaweit und Lucas Cranach d. Ä. illustrierte um 1517 die Flugschriften seines Freundes Martin Luther mit dessen Kupferstichporträt. Damit trug er nicht nur zu Luthers rasant wachsender Popularität bei, sondern machte auch seine Kunst einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Druckgrafik ist auch heute noch die verbreitetste Art der Kunstedition.
Seit den 1960er Jahren und der zunehmenden Bedeutung von Objekt- und Installationskunst werden auch sogenannte Multiples oder Auflagenobjekte herausgegeben. „Uns ging es um die Demokratisierung des Kunstmarkts und die Entheroisierung des Künstlergenies“, schrieb Klaus Staeck, der mit seiner 1965 gegründeten Edition als einer der Väter der zeitgenössischen Auflagenkunst gilt. „Auch Kunstinteressierte mit kleinem Geldbeutel sollten hochwertige Arbeiten (...) zu überschaubaren Preisen erwerben können.“
Dieser Demokratisierungsgedanke war ein Grund, warum in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Künstler*innen sich vermehrt für druckgrafische Techniken entschieden und fotografische Vorlagen benutzten, etwa Bilder aus Zeitungen und dem Fernsehen. Robert Rauschenberg und Andy Warhol waren Wegbereiter des neuen Genres, das auch Europa eroberte und insbesondere als Siebdruck Furore machte, etwa im Werk von Sigmar Polke, Richard Hamilton oder Thomas Bayrle. Gerhard Richter etablierte den Offsetdruck als Kunstform. Sie alle griffen in ihren Bildthemen gesellschaftliche Entwicklungen auf, setzten sich damit ironisch affirmativ auseinander oder äußerten sich kritisch und bezogen politisch Position.
Edition, Multiple, Auflage
Edition wird als Sammelbegriff für Auflagenkunst verwendet, Werke also, die durch klassische Drucktechniken, moderne technische Verfahren oder die manuelle Anfertigung in Serie vervielfältigt werden. Für skulpturale, d.h. dreidimensionale Editionen, hat sich in den 1960er Jahren der Begriff des Multiple etabliert. Einzelne druckgrafische Blätter bezeichnet man als Abzug. Die gedruckte Menge aller Abzüge (oder der Exemplare eines Multiples) ist die Auflage. In der Regel werden die Abzüge (wie auch die Multiples) durch Angabe der Blattnummer und der Auflagenhöhe nummeriert. 10/100 bezeichnet den zehnten Druck bei einer Auflage von 100 Exemplaren. Die Höhe der Auflage ist bei Hoch- und Tiefdruckverfahren ein Qualitätsmerkmal. Bei hohen Auflagen werden hier die späteren Drucke durch Abnutzung des Druckstocks qualitativ schlechter. Digitaldrucke lassen sich potenziell unbegrenzt in gleichbleibender Qualität anfertigen. Immer jedoch steigert eine geringe Auflage den Wert der Abzüge oder Exemplare. Hinzu kommen möglicherweise ein oder mehrere Probedrucke, die vom Original abweichen können und deshalb oft Aufschluss über die Entstehung und die Arbeitsweise geben. Probedrucke werden mit PA oder „Épreuve d’essais“ (franz. f. Probeabzug) bezeichnet und ggf. mit römischen Ziffern nummeriert. Dies gilt auch für Abzüge für die Künstler*innen, welche mit EA („Épreuve d’artiste“, franz. für Künstler*innenabzug), hc („hors de commerce“, franz. für nicht für den Handel) oder AP („artist’s proof“, engl. für Künstler*innenabzug) gekennzeichnet werden.
Original, Reproduktion
Der Begriff der Originalgrafik wurde lange für diejenigen Druckgrafiken verwendet, deren Herstellung ganz oder teilweise durch Künstler*innen „von Hand“ vorgenommen wurde. In Absetzung hierzu sprach man abwertend von Reproduktionsgrafik, wenn im Herstellungsprozess etwa fotografische Verfahren Anwendung fanden.
Die Originalgrafik war diesem Verständnis nach beschränkt auf Zeichnungen, sowie Hochdruck- und Tiefdrucktechniken und die Lithografie vom Stein. Die Weiterentwicklung der künstlerischen Formensprache im 20. Jahrhundert (etwa durch Andy Warhol, Joan Miró oder Gerhard Richter) dehnte den Begriff der Originalgrafik zwangsweise aus auf Flachdruck- und Durchdruckverfahren, dazu kommt das Feld der Fotografie, welche sich seit den 1970er Jahren als eigenständige Kunstrichtung behauptet. Heute ist es unhaltbar, Offsetdrucken, Fotografien, übertragenen Lithografien, Siebdrucken oder digitalen Druckerzeugnissen pauschal den Originalitätswert abzusprechen.
An die Stelle der handwerklichen Definition eines Originals tritt im 21. Jh. die Entscheidung der Künstler*innen – und der Editeur*innen –, welche über eine deutliche Limitierung und Kennzeichnung der Echtheit (meist durch Nummerierung und Signatur) für die Originalität der Auflagenkunst bürgen.
Digitale Techniken
Zu Beginn der 1990er Jahre wurden mit IRIS-Tintenstrahldruckern erstmals Geräte vorgestellt, die den Digitaldruck künstlerisch befriedigend und archivarisch sinnvoll ermöglichten. Die rasche Entwicklung in den Folgejahren ließ eine immer bessere Abbildungsqualität und Haltbarkeit der Drucke zu. Vor allem der pigmentierte Tintenstrahldruck (auch fine art print, Archivdruck oder Giclée genannt) besticht durch eine brillante Farbigkeit wie auch durch die große Auswahl bedruckbarer Materialien. Zahlreiche Künstler*innen, die im Bereich der Druckgrafik wegbereitend waren, etwa Robert Longo, John Baldessari, Gerhard Richter, aber auch Fotografen wie Andreas Gursky und Thomas Struth entschieden sich für die Technik des pigmentierten Tintenstrahldrucks.
Diese Drucktechnik nimmt auch bei uns einen besonderen Stellenwert ein: in den fine art prints kommen archivbeständige, hochpigmentierte Tinten zum Einsatz. Gedruckt auf archivbeständigen, holzfreien Papieren garantieren diese Werke eine jahrzehntelange Farbtreue. Der digitale Pigmentdruck lässt zudem auch kleinere Auflagen mit weit weniger Aufwand zu als z. B. der Offsetdruck. So erschließt einmal mehr eine innovative Technik neue Wege des künstlerischen Ausdrucks. Die jüngste Entwicklung digitaler Druckverfahren markiert der 3-D Druck. Wie schon die flachen Druckverfahren wird auch dieser unseren Begriff des originalen Kunstwerks erweitern.
Tiefdruck
Der Tiefdruck bezeichnet eine Drucktechnik, bei der das Bildmotiv in die Platte geritzt wird und die Farbe allein in den Vertiefungen der Druckplatte sitzt. Dagegen bleibt ihre Oberfläche frei von Farbe. Die verschiedenen Tiefdrucktechniken unterscheiden sich durch die Art und Weise wie in die Druckplatte gearbeitet wird. Bei Stichverfahren, auch trockene Verfahren genannt, wird die Platte direkt von Hand bearbeitet; hierzu gehören Kupferstich, Kaltnadel- und Schabverfahren, Punzen- und Punktierstich sowie der Stahlstich. Bei Ätzverfahren, auch nasse Verfahren genannt, wird die Zeichnung durch säurehaltige Mittel eingefressen, so bei (Farb-)Radierung, Aquatinta, Crayon-Manier und Vernis mou.
Hochdruck
Der Hochdruck bezeichnet eine Drucktechnik, bei denen die erhöhten Flächen mit Farbe eingestrichen und so auf dem Bildträger als Abdruck stehen bleiben. Zu den Hochdruckverfahren zählt man Clairobscur, (Farb-)Holzschnitt und Holzstich, Linol- und Metallschnitt, Reliefdruck und Zinkätzung. Die Verfahren werden als Schnitte oder Ätzung bezeichnet, da die nicht zu druckenden Teile aus dem Druckstock herausgeschnitten beziehungsweise weggeätzt werden.
Flachdruck
Beim Flachdruck liegen die druckenden und nichtdruckenden Flächen auf einer Ebene. Er beruht auf der gegenseitigen Abstoßung von Fett und Wasser, sodass Farbe stellenweise aufgenommen oder abgestoßen wird. Zu den Flachdruckverfahren zählt man Lithografie, Licht- und Offsetdruck.
Durchdruck
Ein Durchdruckverfahren ist der Siebdruck, bei dem Farbe durch ein engmaschiges Sieb aus Seide, Nylon oder Polyester gedrückt wird. Entsprechend des Druckbildes kann das Gewebe durch Leim, Wachs oder mittels Schablonen farbundurchlässig abdeckt werden. Die Farbe wird durch das Sieb gepresst und legt sich an den nicht abgedeckten Stellen auf das Papier. Der Siebdruck ist einfach in der Anwendung und erlaubt einen gleichmäßigen und intensiven Mehrfarbendruck; zudem kann industriell auf nahezu alle Materialien gedruckt werden. Je nach Auflage erfolgt der Siebdruck manuell oder halb- bzw. vollautomatisch Maschinen. Die Abzüge bezeichnet man als Serigrafien.