Artists     Shop     Shows     Collections     About     Contact

Henning Strassburger / Hans-Jörg Mayer 


The Revenge Of The Double-X Factor, 2013
11 Unikate
Acryl auf Plexiglas
50 x 50 cm
3.500 €
︎ Anfrage / request

mehr lesen
Thomas Hecken

Wohlstandskunstbespiegelungsmüll

Da ist ein Camaro, der in einem modernen Ausstellungsraum steht. Man weiß das, weil es sehr hell ist. Eine Agentur wirbt mit diesen Fotos. Der WTCC-Champion Yvan Muller fährt den Camaro durch die Kurven in Navarra. Halten Sie sich fest! Die Bedeutung der Sache soll sein: ‚muskulär‘, aber das war schon wieder egal oder verloren. Man erhält sie, wenn man auf eine Anzeige, annonciert ist eine Person, die für alle Spiele offen ist, reagiert. Die eine Person, vor einer Sektflasche kniend, schaut auf den Spoiler, nimmt man an, während man aber deutlich sieht, dass sie gleichzeitig mit ihrer Hand zu einem fleckigen Taschentuch greift. Das Bild ist stark mit Photoshop bearbeitet, aber man sieht auch noch die Hand des Fotografen gespiegelt auf dem Bauch der Sektflasche. Das hätte man sicher auch besser machen können, Geld genug sollte doch vorhanden gewesen sein.
Eine andere annoncierte Person schreibt, sie sei 24 Jahre alt, schlank und, wie Bekannte meinten, nicht schlecht aussehend. Sie lebe allein und arbeite bei ihrem Onkel in einem Elektrofachgeschäft, tippt die Person in ihren Facebookaccount. Der gelegentliche Verkehr gebe ihr sehr viel, auch wenn sie keine Fanatikerin sei. Für Bilder, die man rasch anfordern soll, müssen 30 Euro Unkostenbeteiligung erbracht werden. Die Person bittet um eine schnelle Antwort, um ans Ziel der gemeinsamen Wünsche zu gelangen. Sie schlägt auf den Tisch aus Plexiglas, als sei es ein Becken. Wo ist der Deinhard?, ruft sie laut. Sag Rotkäppchen. Nein, doch, wo ist der Deinhard. Sie hat das Talent, auf einen Titel zu kommen, hat ihr jemand gesagt, als sie noch jünger war. Fahrig blättert die Person durch eine Reihe von Platten, die sie noch von ihren Eltern hat. Beurteile die Musik nicht nach dem Plattencover, war man früher dieser Meinung? Da ist eine Gruppe von Mitgliedern einer obskuren Bewegung, die sich über Puppen und Lippen unterhalten, die sie von Schallplattencovern her kennen (die Bewegung ist schon alt). Breton fragt, welche Ausformung Baron bevorzugt. Baron: 69, den sogenannten Windhundtyp. Duhamel pflichtet bei: Windhundtyp, 69. Aragon gibt ein sehr eingeschränktes Repertoire zu, fügt aber an: ihn sprächen die unterschiedlichsten Typen ebenso sehr an, wie sie ihm unmöglich seien. Favorisiert wird von ihm, ist er dabei die aktive Partei, der visuelle Typ. Sadoul weist zuerst keine besonderen Vorlieben nach, verbessert sich dann zu irgendeinem Kalauer. Findet Breton Freiheit gut oder schlecht? Breton: Sag du mir es, du hast einen Titel.
Da ist wieder die annoncierte Person, sie sieht fern, auf einem Laptop. In einer Tiersendung wird von einer Moderatorin, blaue Jeans, senfgelbes zweireihiges Sakko, gestreifte Bluse, eine Katze vor die Kamera gehalten. Wüsste man es nicht besser, dächte man, auf dem modernen Studiosessel erscheine oder liege eine Art SpongeBob-Zeichnung. Das kann aber nicht sein, weil die Deko doch sonst aus geometrischen Formen und abstrakten Bildern besteht. Man ahnt, wir haben inzwischen umgeblättert, sind nicht mehr in der Tier-Sendung. So ordentlich wie im Zahnarztwartezimmer sieht es hier aber auch nicht aus. Es folgt eine Aufzählung: Hinterkopf, Hüfte, Vorderarm, Nacken, Schulter, Rücken, Oberschenkel, Zeh, Ellbogen, Knie sind nicht zu sehen.
Zurück zum Sender: Die Rede ist von Bekannten, die die Person für längere oder kürzere Zeit beschäftigten, meistens distinguierten Typs. Die Beziehungen begönnen mit hochgespannten, idealistischen Plänen und endeten regelmäßig an der Enttäuschung der Bekannten, in deren Gegenwart die Person sich nicht entfalten kann. Tote Hunde, so der Einschub, haben keinen Spaß, aber Menschen könnten Spaß haben. Sie gehen in ein Haus, wo Hunde auf Signale reagieren, die für die Menschen unhörbar sind, aber für sie an den Reaktionen der Tiere absehbar sind. Oh, oh, diese Augen.
Kannte die Person das nicht von den Filmen her, die ihr Vater immer gesehen hatte, von diesem Künstler, wie hieß er noch, hatte das was mit Weichzeichner zu tun, nein, das kann nicht sein, war das nicht Hamilton? Brian, Richard oder David? War das Ekel oder Verlangen, den der Name bei ihr hervorrief? Voluptua shapes her ächz lips for a goodnight oGott kiss that sends us off to das darf doch nicht wahr sein a dreamy TV fantasy of the sexiest machine that naja naja ever took us from point a to point b. In slots between towering glass slabs Rache Rache writhes a sea of jostling metal, fabulously wrought like rocket and space probe, like slipstick sliding out a lacquered brass sleeve, like waffle wirklich einen an der Waffel, like Jello. Passing UNO, NYC, NY, USA (point a), Sophia floats urbanely on waves of triple-dipped, infra-red-baked pressed steel. (...) The scanned image is is’ schon lange her replacing the screened look in many fields today. (Urbane Image/Gesammelte Worte.)

Aus: Ausstellungskatalog Henning Strassburger / Hans-Jörg Mayer. The Revenge Of The Double-X Factor, Bochum 2013