Robert Elfgen
Glaz
28. Oktober – 3. Dezember 2023
Provinz Showroom
Schmechtingstr. 38
D-44809 Bochum
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geöffnet nach Vereinbarung
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images © Robert Elfgen, courtesy the artist and Sprüth Magers
In der Ausstellung „Glaz“ von Robert Elfgen begegnen uns Gemälde, Collagen und eine große, aus Holz und Granit gefertigte Bank. Mit seinen Objekten stellt Elfgen eine Spannung her zwischen der Natur in Form von Landschaften, Gewässern, Wäldern, Pflanzen und Tieren einerseits und der menschlichen Sphäre andererseits. Jene, die angewiesen ist auf die Natur und diese zwangsläufig zerstört.
„Glaz“ ist der bretonische Ausdruck für die Farbe des Atlantiks, ein Ton zwischen Grün und Blau, stetig im Wandel und schwer festzuhalten. Abhängig vom Wetter und der Tages- und Jahreszeit, wechselt die Farbe des Meeres über viele Schattierungen von Azurblau zu schmutzig Grau. Die Landschaften, die Elfgen unter diesem Titel präsentiert, sind ebenfalls uneindeutig, fluide. Die Bilder sind nicht im herkömmlichen Sinn gezeichnet und gemalt, sondern zu großen Teilen durch flüssige Beizen und Lacke entstanden, die in die Holzmaser eingezogen sind. Neben diesen kapillaren Strukturen haben auch reale Pflanzen als Abdrücke oder schablonierte Zeichnungen ihre Spuren hinterlassen. Über dunklen Tuschen sehen wir leuchtende, metallisch funkelnde Farbspuren. Das changierende „Glaz“ löst sich von seiner ursprünglichen Bedeutung und wird zum Begriff für eine Natur, die berührt.
Die menschenleere Landschaft ist in der Kunstgeschichte wie in der Literatur eine Chiffre für die menschliche Psyche. In der Romantik versuchten die Künstlerinnen und Künstler, die überwältigende Natur in ihrer Erhabenheit zu erfassen. Mit dem Zeitalter der Aufklärung kam der Kunst - neben der Religion – die Aufgabe zu, das Numinose, das Unsagbare, das in der Landschaft greifbar zu sein schien, zu „benennen“. Die Kunst ermöglicht es, jenseits des Sagbaren sinnliche Erfahrungen zu vermitteln. Dies ist bis heute gültig und auch Motivation für Robert Elfgens Landschaftsdarstellungen.
„Glaz“ ist der bretonische Ausdruck für die Farbe des Atlantiks, ein Ton zwischen Grün und Blau, stetig im Wandel und schwer festzuhalten. Abhängig vom Wetter und der Tages- und Jahreszeit, wechselt die Farbe des Meeres über viele Schattierungen von Azurblau zu schmutzig Grau. Die Landschaften, die Elfgen unter diesem Titel präsentiert, sind ebenfalls uneindeutig, fluide. Die Bilder sind nicht im herkömmlichen Sinn gezeichnet und gemalt, sondern zu großen Teilen durch flüssige Beizen und Lacke entstanden, die in die Holzmaser eingezogen sind. Neben diesen kapillaren Strukturen haben auch reale Pflanzen als Abdrücke oder schablonierte Zeichnungen ihre Spuren hinterlassen. Über dunklen Tuschen sehen wir leuchtende, metallisch funkelnde Farbspuren. Das changierende „Glaz“ löst sich von seiner ursprünglichen Bedeutung und wird zum Begriff für eine Natur, die berührt.
Die menschenleere Landschaft ist in der Kunstgeschichte wie in der Literatur eine Chiffre für die menschliche Psyche. In der Romantik versuchten die Künstlerinnen und Künstler, die überwältigende Natur in ihrer Erhabenheit zu erfassen. Mit dem Zeitalter der Aufklärung kam der Kunst - neben der Religion – die Aufgabe zu, das Numinose, das Unsagbare, das in der Landschaft greifbar zu sein schien, zu „benennen“. Die Kunst ermöglicht es, jenseits des Sagbaren sinnliche Erfahrungen zu vermitteln. Dies ist bis heute gültig und auch Motivation für Robert Elfgens Landschaftsdarstellungen.
Der Maler Daniel Richter beschrieb dieses Nicht-Sagbare: "An Malerei interessant ist nicht das Intelligente daran, sondern das, was das Bild ausmacht, wie ist es gemacht. Dieses "wie" ist in den Künstlerinnen und Künstlern das häufig Unbegriffene (...) Dies eigentlich Unreflektierte in einer Person, der Zugriff der Formulierung in Farbe, das ist das eigentlich Interessante. Das, was an Leuten interessant ist, ist nicht das, was kommunizierbar ist, Dinge über die wir uns eh alle einig sind (...). Die Frage, wie so etwas einen berührt und was das ist, das ein Bild interessant macht, hat eher mit der spezifischen Dummheit der künstlerischen Position zu tun als mit der Intelligenz."* Die Werke von Robert Elfgen zeigen, dass diese spezifische Dummheit seit Jahrhunderten nichts von ihrer Anziehung verloren hat.
* Daniel Richter im Interview mit Rebecca Casati, in: DIE SUCHT ZU SEHEN, Der Grisebach Podcast 74, 22.9.2023, https://grisebach.podigee.io/74-new-episode
Robert Elfgen, geboren 1972, lebt und arbeitet in der Bretagne und in Köln. Von 1997 bis 2001 studierte er bei John Armleder an der HBK Braunschweig. 2001 wurde Elfgen Meisterschüler von Rosemarie Trockel an der Kunstakademie Düsseldorf. Stipendiat des Kölnischen Kunstvereins und der Imhoff-Stiftung, Köln (2004); Förderpreis des Landes NRW für junge Künstlerinnen und Künstler (2007); Grafikpreis des Landes NRW (2009). Wichtige Einzelausstellungen: Strandspaziergang, Leopold-Hoesch-Museum, Düren (2016); Hören was zu sehen, Oldenburger Kunstverein (2015); des bien ich, Sprüth Magers Köln (2008); Expedition, westlondonprojects, London (2006); und 1+1=3 Elfgen Technik, Bonner Kunstverein, Bonn (2005). Gruppenausstellungen z.B. Spargelmatinee, Villa Stuck, München (2017); Paperworlds., me Collectors Room Berlin / Stiftung Olbricht (2014) und Paul Thek-Werkschau im Kontext zeitgenössischer Kunst, ZKM Karlsruhe und Sammlung Falckenberg, Hamburg (2007–08).
* Daniel Richter im Interview mit Rebecca Casati, in: DIE SUCHT ZU SEHEN, Der Grisebach Podcast 74, 22.9.2023, https://grisebach.podigee.io/74-new-episode
Robert Elfgen, geboren 1972, lebt und arbeitet in der Bretagne und in Köln. Von 1997 bis 2001 studierte er bei John Armleder an der HBK Braunschweig. 2001 wurde Elfgen Meisterschüler von Rosemarie Trockel an der Kunstakademie Düsseldorf. Stipendiat des Kölnischen Kunstvereins und der Imhoff-Stiftung, Köln (2004); Förderpreis des Landes NRW für junge Künstlerinnen und Künstler (2007); Grafikpreis des Landes NRW (2009). Wichtige Einzelausstellungen: Strandspaziergang, Leopold-Hoesch-Museum, Düren (2016); Hören was zu sehen, Oldenburger Kunstverein (2015); des bien ich, Sprüth Magers Köln (2008); Expedition, westlondonprojects, London (2006); und 1+1=3 Elfgen Technik, Bonner Kunstverein, Bonn (2005). Gruppenausstellungen z.B. Spargelmatinee, Villa Stuck, München (2017); Paperworlds., me Collectors Room Berlin / Stiftung Olbricht (2014) und Paul Thek-Werkschau im Kontext zeitgenössischer Kunst, ZKM Karlsruhe und Sammlung Falckenberg, Hamburg (2007–08).
Robert Elfgen: Glaz
October 28 – December 3, 2023
Provinz Showroom
Schmechtingstr. 38
D-44809 Bochum
Open by appointment
October 28 – December 3, 2023
Provinz Showroom
Schmechtingstr. 38
D-44809 Bochum
Open by appointment
In Robert Elfgen‘s exhibition „Glaz“ we encounter paintings, collages and a large bench made of wood and granite. With his objects, Elfgen creates a tension between nature in the form of landscapes, waters, forests, plants and animals on the one hand and the human sphere on the other. The one that depends on nature and inevitably destroys it.
“Glaz” is the Breton term for the color of the Atlantic, a tone between green and blue, constantly changing and difficult to pin down. Depending on the weather and the time of day and season, the color of the sea changes many shades from azure to dirty gray. The landscapes Elfgen presents under this title are also ambiguous and fluid. The pictures were not drawn and painted in the traditional sense, but were largely created using liquid stains and varnishes that were absorbed into the grain of the wood. In addition to these capillary structures, real plants have also left their mark as prints or stenciled drawings. Above dark inks we see bright, metallic sparkling traces of color. The iridescent “Glaz” detaches itself from its original meaning and becomes a term for a nature that touches.
In art history as well as in literature, the deserted landscape is a cipher for the human psyche. During the Romantic period, artists tried to capture the overwhelming nature in all its majesty. With the Age of Enlightenment, art - alongside religion - had the task of “naming” the numinous, the ineffable, which seemed to be tangible in the landscape. Art makes it possible to convey sensory experiences beyond what can be said. This is still valid today and is also the motivation for Robert Elfgen‘s landscape depictions.
“Glaz” is the Breton term for the color of the Atlantic, a tone between green and blue, constantly changing and difficult to pin down. Depending on the weather and the time of day and season, the color of the sea changes many shades from azure to dirty gray. The landscapes Elfgen presents under this title are also ambiguous and fluid. The pictures were not drawn and painted in the traditional sense, but were largely created using liquid stains and varnishes that were absorbed into the grain of the wood. In addition to these capillary structures, real plants have also left their mark as prints or stenciled drawings. Above dark inks we see bright, metallic sparkling traces of color. The iridescent “Glaz” detaches itself from its original meaning and becomes a term for a nature that touches.
In art history as well as in literature, the deserted landscape is a cipher for the human psyche. During the Romantic period, artists tried to capture the overwhelming nature in all its majesty. With the Age of Enlightenment, art - alongside religion - had the task of “naming” the numinous, the ineffable, which seemed to be tangible in the landscape. Art makes it possible to convey sensory experiences beyond what can be said. This is still valid today and is also the motivation for Robert Elfgen‘s landscape depictions.
The painter Daniel Richter recently said: "What is interesting about painting is not what is intelligent about it, but what makes the picture, how it is made. This "how" is something that artists often do not understand (...) This Unreflectiveness in a person, the access of the formulation in color, that's what's actually interesting. What's interesting about people isn't what can be communicated, things that we all agree on anyway (...). The question of how something like that affects you and what it is that makes a picture interesting has more to do with the specific stupidity of the artistic position than with intelligence."* The works of Robert Elfgen show that this specific stupidity has lost none of its appeal for centuries.
* Daniel Richter interviewed by Rebecca Casati, in: DIE SUCHT ZU SEHEN, Der Grisebach Podcast 74, 22.9.2023, https://grisebach.podigee.io/74-new-episode
Robert Elfgen, born in 1972, lives and works in Brittany and Cologne. From 1997 to 2001 he studied with John Armleder at the HBK Braunschweig. In 2001, Elfgen became a master student of Rosemarie Trockel at the Düsseldorf Art Academy. Scholarship holder from the Cologne Art Association and the Imhoff Foundation, Cologne (2004); North Rhine-Westphalia state funding award for young artists (2007); Graphics Prize of the State of North Rhine-Westphalia (2009). Important solo exhibitions: Strandspaziergang, Leopold Hoesch Museum, Düren (2016); Hören was zu sehen, Oldenburger Kunstverein (2015); des bien ich, Sprüth Magers Cologne (2008); Expedition, westlondonprojects, London (2006); and 1+1=3 Elfgen Technik, Bonner Kunstverein, Bonn (2005). Group exhibitions e.g. Spargelmatinee, Villa Stuck, Munich (2017); Paperworlds., me Collectors Room Berlin / Olbricht Foundation (2014) and Paul Thek exhibition in the context of contemporary art, ZKM Karlsruhe and Falckenberg Collection, Hamburg (2007–08).
* Daniel Richter interviewed by Rebecca Casati, in: DIE SUCHT ZU SEHEN, Der Grisebach Podcast 74, 22.9.2023, https://grisebach.podigee.io/74-new-episode
Robert Elfgen, born in 1972, lives and works in Brittany and Cologne. From 1997 to 2001 he studied with John Armleder at the HBK Braunschweig. In 2001, Elfgen became a master student of Rosemarie Trockel at the Düsseldorf Art Academy. Scholarship holder from the Cologne Art Association and the Imhoff Foundation, Cologne (2004); North Rhine-Westphalia state funding award for young artists (2007); Graphics Prize of the State of North Rhine-Westphalia (2009). Important solo exhibitions: Strandspaziergang, Leopold Hoesch Museum, Düren (2016); Hören was zu sehen, Oldenburger Kunstverein (2015); des bien ich, Sprüth Magers Cologne (2008); Expedition, westlondonprojects, London (2006); and 1+1=3 Elfgen Technik, Bonner Kunstverein, Bonn (2005). Group exhibitions e.g. Spargelmatinee, Villa Stuck, Munich (2017); Paperworlds., me Collectors Room Berlin / Olbricht Foundation (2014) and Paul Thek exhibition in the context of contemporary art, ZKM Karlsruhe and Falckenberg Collection, Hamburg (2007–08).
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