Die Zukunft der SPD #2
kuratiert von Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski
Maximiliane Baumgartner, Norbert Bisky, Henning Bohl, Lutz Braun, Constant Dullaart, Julia Eichler, FAMED, Friederike Feldmann, Claus Föttinger, Michael Franz & Franziska Ipfelkofer, Manuel Graf, Dale Holmes, Philipp Höning, Thomas Kilpper, Claudia Kugler, Stephan Machac, Michaela Meise, Anna Meyer, Leonie Nagel & Max Stocklosa, Henrike Naumann, Stefan Panhans, Peter Piller, Christian Rothmaler, Eran Schaerf, Matthias Schamp, Heidi Specker, SUSI POP, Catharina Szonn, Wawrzyniec Tokarski, Suse Weber, Alex Wissel, Ina Wudtke, Steffen Zillig
4. – 26. September 2021
Provinz Showroom, Schmechtingstr. 38, 44809 Bochum
Donnerstag bis Samstag, 15 – 19 Uhr und nach Vereinbarung: mail@provinzeditionen.de
Finissage / Wahlparty am Sonntag, den 26. September von 12 – 20 Uhr
Es spricht Serdar Yüksel, Vorsitzender der SPD Bochum
Glaubt man den jüngsten Meinungsumfragen, ist möglich, was vor ein paar Wochen noch völlig undenkbar schien. Die SPD hat eine Zukunft. Und sie heißt Olaf Scholz: der Mann, dem seine Parteivorsitzende Saskia Esken nun attestiert, den „Kanzler-Wumms“ zu haben, nachdem erst vor kurzem noch debattiert wurde, ob er überhaupt ein echter Sozialdemokrat sei.
Die Ausstellung „Die Zukunft der SPD #2“ kommt also genau zur rechten Zeit. Das war bei der ersten Ausgabe des Projekts auch, aber ganz anders der Fall. Denn als „Die Zukunft der SPD“ mit Beiträgen von dreißig Künstlerinnen und Künstlern zum Jahreswechsel 2019/2020 in der Berliner Galerie Zwinger erstmals aufgeführt wurde, schleppte sich die Partei durch ein Stimmungstief, Symptom einer grundsätzlichen Krise. Der „Schulz-Zug“ entgleist, Andrea Nahles als erste Frau im Amt ungut vom Parteivorsitz verdrängt, kassierten die Sozialdemokraten – nicht immer verdient – Schlappe um Schlappe und schrumpften von der Volks- zur Nostalgiepartei.
Die damals in Frage gestellte Zukunft der SPD, sollte – ganz und gar unironisch – mit der Behauptung gekontert werden, dass, wenn nicht die Partei, doch zumindest das „Konzept Sozialdemokratie“ eine Zukunft haben muss. Soziale Fragen betreffen uns Kreative, Künstlerinnen, Kuratoren, Kritikerinnen und sogar die Zunft der Kunsthändler ganz besonders. Corona hat es nur noch klarer vor Augen treten lassen, dass auch die Künstler wenigstens einmal am Tag ans Fressen denken müssen. Klar auch, dass eine Ausstellung ein ebenso falsches, wie geeignetes Mittel ist, so eine steile These zu riskieren. Es kommt halt auf den Blickpunkt an.
Dabei wusste das von Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski initiierte Projekt nicht einmal von sich selbst so genau von welcher Sorte es ist und sein will: eine thematische und/oder kommerzielle Ausstellung, ein längst überflüssiger oder dringend neuzustartender Diskurs, ein Politikberatungsseminar von und für Künstler*innen, die Outlines einer Utopie, ideelle Selbstausbeutung oder ein Marketing Stunt für ein nicht vorhandenes Produkt. Immerhin: das gesammelte deutsche Feuilleton von FAZ bis taz hat seinerzeit ausführlich über diese Schau berichtet, auch ohne Gerhard Richter und Jeff Koons. Und uns wurde bestätigt: so viele Genossinnen und Genossen hat es selten in einer Ausstellung gegeben.
Die Ausstellung „Die Zukunft der SPD #2“ kommt also genau zur rechten Zeit. Das war bei der ersten Ausgabe des Projekts auch, aber ganz anders der Fall. Denn als „Die Zukunft der SPD“ mit Beiträgen von dreißig Künstlerinnen und Künstlern zum Jahreswechsel 2019/2020 in der Berliner Galerie Zwinger erstmals aufgeführt wurde, schleppte sich die Partei durch ein Stimmungstief, Symptom einer grundsätzlichen Krise. Der „Schulz-Zug“ entgleist, Andrea Nahles als erste Frau im Amt ungut vom Parteivorsitz verdrängt, kassierten die Sozialdemokraten – nicht immer verdient – Schlappe um Schlappe und schrumpften von der Volks- zur Nostalgiepartei.
Die damals in Frage gestellte Zukunft der SPD, sollte – ganz und gar unironisch – mit der Behauptung gekontert werden, dass, wenn nicht die Partei, doch zumindest das „Konzept Sozialdemokratie“ eine Zukunft haben muss. Soziale Fragen betreffen uns Kreative, Künstlerinnen, Kuratoren, Kritikerinnen und sogar die Zunft der Kunsthändler ganz besonders. Corona hat es nur noch klarer vor Augen treten lassen, dass auch die Künstler wenigstens einmal am Tag ans Fressen denken müssen. Klar auch, dass eine Ausstellung ein ebenso falsches, wie geeignetes Mittel ist, so eine steile These zu riskieren. Es kommt halt auf den Blickpunkt an.
Dabei wusste das von Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski initiierte Projekt nicht einmal von sich selbst so genau von welcher Sorte es ist und sein will: eine thematische und/oder kommerzielle Ausstellung, ein längst überflüssiger oder dringend neuzustartender Diskurs, ein Politikberatungsseminar von und für Künstler*innen, die Outlines einer Utopie, ideelle Selbstausbeutung oder ein Marketing Stunt für ein nicht vorhandenes Produkt. Immerhin: das gesammelte deutsche Feuilleton von FAZ bis taz hat seinerzeit ausführlich über diese Schau berichtet, auch ohne Gerhard Richter und Jeff Koons. Und uns wurde bestätigt: so viele Genossinnen und Genossen hat es selten in einer Ausstellung gegeben.
„Die Zukunft der SPD #2“ will nun nicht so tun, als hätte die Ausstellung viel dazugelernt. Sie will auch nicht vorgeben, die Künstlerinnen und Künstler wüssten alles besser. Wir freuen uns aber, dass es diesmal in der alten SPD-Hochburg Bochum im schönen Projektraum von Provinz Editionen zu einem zweiten, variierten und erweiterten Aufschlag kommt. Die Liste der vierunddreißig Beitragenden umfasst zurecht sehr bekannte und zu Unrecht noch viel zu unbekannte Namen. Einige alte und viele neue Ideen sind dabei, die diesmal vorrangig in Form des Plakats vorgetragen werden, das einst Klaus Staeck als hohe Kunst der künstlerischen Einmischung in den Dienst sozialdemokratischer Politik stellte. Früher war nicht alles besser. Deshalb ist auch der, nun, rote Faden derselbe geblieben, der die Ausstellung zusammenhält. Das hat auch mit dem politisch-ökonomisch-gesellschaftlichen Klima zu tun, das wir heute haben. Wie eh und je ist es kompliziert, aus dieser Welt und unserem Leben nichts völlig Blödes zu machen. Das wird ein Kanzler allein auch nicht richten, selbst wenn er – wie in der Arbeit von Heidi Specker – Haare hätte.
Der Realismus der Kunst, ihr Witz, ist ein anderer als der der Politik. Umso mehr wollen wir darauf aufmerksam machen, dass die Kulturalisierung des Politischen – die in Kunst und Politik gleichermaßen, aber mit unterschiedlichen Einsätzen und Effekten grassiert – kaum der Weg sein kann, um der nominellen und rechtlich sichergestellten Gleichheit aller dann auch ökonomisch und sozial zu entsprechen, liebe Genoss*innen. Immerhin: Dreizehn Euro die Stunde sind sicher besser als zwölf, aber auch die sind ein Anfang, dank SPD-geschaffener Grundlagen. Kein Wunder, dass Armin Laschet als derzeit erfolgreichster Wahlkampfhelfer der FDP auch auf diesem Ohr und noch dazu ganz besonders taub ist.
Als historische Referenz – aber ohne sich unter den aktuellen Umständen damit identifizieren zu können – mag sich „Die Zukunft der SPD“ auch bei ihrer zweiten Auflage auf die Sozialdemokratische Wählerinitiative (SWI) beziehen, die, 1968 gegründet, mit Akteuren von Heinrich Böll über Iring Fetscher bis zu Romy Schneider und Margarte von Trotta für die sozialdemokratische Sache warb. Wir erinnern deshalb daran, weil sich Kultur und Politik gerade im Falle der SPD schon einmal näher waren, ohne an der falschen kulturellen Schwellenangst zu leiden, die sozialpolitisch erzeugt und von der Kultur eben nicht zu lösen ist. Kein Wunder, dass sich viele Beiträge der Ausstellung keine schöne Zukunft ausmalen wollen oder können. Zu frisch die Wunden, die ausgerechnet eine rot-grüne Koalition unter einem von Jörg Immendorff in Gold porträtierten Kanzler-Mann geschlagen hat. Zu tief der traumlose Schlaf, aus dem es nach sechzehn Jahren Angela Merkel nunmehr schnell zu erwachen gilt. Eine zweite Zukunft der Sozialdemokratie wäre da gar nicht schlecht.
Der Realismus der Kunst, ihr Witz, ist ein anderer als der der Politik. Umso mehr wollen wir darauf aufmerksam machen, dass die Kulturalisierung des Politischen – die in Kunst und Politik gleichermaßen, aber mit unterschiedlichen Einsätzen und Effekten grassiert – kaum der Weg sein kann, um der nominellen und rechtlich sichergestellten Gleichheit aller dann auch ökonomisch und sozial zu entsprechen, liebe Genoss*innen. Immerhin: Dreizehn Euro die Stunde sind sicher besser als zwölf, aber auch die sind ein Anfang, dank SPD-geschaffener Grundlagen. Kein Wunder, dass Armin Laschet als derzeit erfolgreichster Wahlkampfhelfer der FDP auch auf diesem Ohr und noch dazu ganz besonders taub ist.
Als historische Referenz – aber ohne sich unter den aktuellen Umständen damit identifizieren zu können – mag sich „Die Zukunft der SPD“ auch bei ihrer zweiten Auflage auf die Sozialdemokratische Wählerinitiative (SWI) beziehen, die, 1968 gegründet, mit Akteuren von Heinrich Böll über Iring Fetscher bis zu Romy Schneider und Margarte von Trotta für die sozialdemokratische Sache warb. Wir erinnern deshalb daran, weil sich Kultur und Politik gerade im Falle der SPD schon einmal näher waren, ohne an der falschen kulturellen Schwellenangst zu leiden, die sozialpolitisch erzeugt und von der Kultur eben nicht zu lösen ist. Kein Wunder, dass sich viele Beiträge der Ausstellung keine schöne Zukunft ausmalen wollen oder können. Zu frisch die Wunden, die ausgerechnet eine rot-grüne Koalition unter einem von Jörg Immendorff in Gold porträtierten Kanzler-Mann geschlagen hat. Zu tief der traumlose Schlaf, aus dem es nach sechzehn Jahren Angela Merkel nunmehr schnell zu erwachen gilt. Eine zweite Zukunft der Sozialdemokratie wäre da gar nicht schlecht.
gefördert durch Stiftung Kunstfonds | Neustart Kultur