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Thomas Kilpper


Geboren 1956 in Stuttgart, lebt in Berlin, Professor an der Kunstakademie Bergen, Norwegen 

Taking the Knee, 2022
drei Farbholzschnitte




Willy Brandt - Taking the Knee, Warsaw 1970, „Still a long Way to Go…”, 2022
Blattmaße ca. 40 x 60 cm, Motiv ca. 30 x 42 cm
Auflage: 30 & 5 AP
360 €
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Colin Kapernick (re) & Eric Reid (li) Taking the Knee, mit Zitat aus der Südafrikanischen Verfassung “The State may not discrimminate anyone…”, 2022
Auflage 15 & 5 AP
Blattmaße ca. 40 x 60 cm, Motiv ca, 30 x 42 cm
vergriffen / sold
Black Lives Matter Demonstrantinnen, Taking the Knee - „Stand up to Racism”, 2022
Auflage 15 & 5 AP
Blattmaße ca. 40 x 60 cm, Motiv ca, 30 x 42 cm
360 €
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Thomas Kilpper: 

Wochen- und monatelanges Arbeiten auf den Knien ist seit 25 Jahren ein zentraler Bestandteil meiner künstlerischen Praxis. 1997 schnitt ich erstmals in den Holzboden der leerstehenden ehemaligen sowjetischen Militärmission in Frankfurt-Niederrad. Danach habe ich Bodenschnitte in Oberursel bei Frankfurt, in London, 2009 in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin, 2011 anlässlich der 54. Biennale in Venedig, in Médelin, 2014 in Ljubljana, 2016 in Oslo, 2017 in Haugesund und 2019 in Edinburgh realisiert. Bei all diesen Projekten arbeitete ich auf meinen Knien. Ich schnitt in die Böden hinein. Ich habe dem Boden bildhaft zurückgegeben, was auf ihm stattfand. Ich wollte aber auch das, was uns Sicherheit verleiht, der Boden als die Basis auf der wir leben, mit meinen scharfen Werkzeugen attackieren und mit kritischer Kunst konfrontieren. Das mag destabilisieren und verunsichern und möglicherweise doch bereichern. Dann im Oktober 2021 nach Meniskusriss eine Knie-OP und als erste künstlerische Arbeit nach der Heilung: mein Kniefall für d e n Kniefall. Ein Linolschnitt (kniend realisiert) vom Kniefall Willy Brandts, 1970 in Warschau am Denkmal für die Opfer des Aufstands des Warschauer Ghettos.

Mein Kniefall um seinen Kniefall zu schneiden. Sich Niederknien kennen wir als Demutsgeste vor der Königin und dem König oder vor Gott, z.B. bei Trauungen oder Gebeten. Als zeitgenössische Geste gewählter Politiker wird sie selten praktiziert. Brandt, der erste sozialdemokratische Bundeskanzler, sank an jenem Ort auf die Knie, den die deutschen Faschisten während der NS-Diktatur in ein Inferno verwandelt hatten. Hermann Schreiber schrieb damals für den Spiegel: “Als Brandt sich niederkniete wurde es so still, dass man die Krähen am kalten Winterhimmel krächzen hörte. Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien - weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um Vergebung, derer er selber nicht bedarf...”

Damals war ich Teenager und sehr beeindruckt, gleichzeitig schockiert von den gehässigen Reaktionen der Opposition, die Brandts Geste und seine Anerkennung der Grenze zu Polen als Unterwerfung und Verrat brandmarkten; ihre Botschaft war: Entspannung? Nein danke! Die Geste - taking the knee - erlebte ein trauriges Comeback nach mehreren Polizei-Morden an jugendlichen Schwarzen in den USA. Insbesondere 2020 der Tod von George Floyd in Minneapolis, bei dem ein weißer Polizist dem Opfer so lange die Luft zum Atmen nahm bis er gestorben war, führte zu militanten Protesten und dem Erstarken der Black Lives Matter Bewegung, in deren Rahmen das Niederknien zu einer klaren Geste des Protests und des Kampfs gegen Rassismus wurde.

Der populäre farbige US-Sportler Colin Kaepernick war 2016 der erste, der diesen Protest des Hinkniens beim Ertönen der US-amerikanischen National Hymne vor den Football-Matches begann. „Ich werde nicht aufstehen, um einer Flagge eines Landes die Ehre zu erweisen, das Schwarze und Farbige unterdrückt. Für mich geht es um mehr als nur um Football.... Es gibt Leichen auf der Straße und Leute, die bezahlten Urlaub bekommen und mit Mord davonkommen” Der damalige US-Präsidenten Donald Trump sah sich veranlasst Kaepernick daraufhin zu verfluchen: ‘Schafft den Hurensohn vom Feld. Raus! Er ist gefeuert. Er ist gefeuert!‘.

Thomas Kilpper hat an den Akademien in Nürnberg und Frankurt a. M. bei Alfonso Hüppi und Georg Herold studiert. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien geehrt, z.B. 2004 HAP-Grieshaber-Preis der Stiftung Kunstfonds Bonn, 2011 Preis der Villa Romana, Florenz. Neben seinen Interventionen wurden seine Werke ebenso international in institutionellen Einzelausstellungen gewürdigt wie z.B. 2016 BOZAR/Centre for Fine Arts, Brüssel, 2015 National Gallery, Oslo, 2012 Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen u.v.m. Thomas Kilpper ist Professor an der Academy of Art and Design in Bergen, Norwegen. Er lebt in Berlin und betreibt hier den Ausstellungsraum „after the butcher“.

Website des Künstlers: https://
www.kilpper-projects.de/


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